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Presseartikel (Berliner Morgenpost 27.06.2002)
Die Enden der Parabel
Der erste Film auf Pynchons Spuren: " Prüfstand 7 "
Jochen Förster
Einen Film zu drehen, dem Thomas Pynchons Opus Magnum "Die
Enden der Parabel" zugrunde liegt, birgt ganz grundsätzlich
zwei Vor- und Nachteile. Vorteil Nr. Eins ist das Phänomen
Pynchon selbst - seit Jahrzehnten unsichtbar und sagenhaft als Person
wie als Autor, unterhält der Amerikaner eine beträchtliche
Kritiker- wie Aficionados-Gemeinde, die nach allem giert, wo sein
Name vorkommt. Zudem versammelt "Gravity's Rainbow" (so
der Originaltitel) neben 400 Figuren und dutzendweise Erzählsträngen
die relevanten Themen der letzten 100 Jahre. Krieg und Faschismus,
Raketen und Raumfahrt, Todessehnsucht und Paranoia, Realität
als Phantom und die Ordnung der Entropie. Das erste Problem ist
damit umrissen. "Die Enden der Parabel", vordergründig
die Geschichte der legendären Nazi-Rakete V2, gilt nicht umsonst
als unverfilmbar - das beispiellos feinmaschige Netz, mit dem Pynchon
seine Erzählfäden knüpft, in ein vergleichbar verstörend-fesselndes
Stück Film zu übertragen, wären womöglich Lynch
oder Cronenberg imstande - hätte Pynchon nicht (zweites Problem)
bislang jede Verfilmung untersagt.
Dass sich ein gewisser Robert Bramkamp nun rühmen kann, Problem
Nummer zwei als erster Regisseur bewältigt zu haben, gehört
zu den Merkwürdigkeiten jüngerer Kinogeschichte. Dem Dozenten
der Babelsberger Filmhochschule gestattete Pynchon, für seinen
zweiten Spielfilm Passagen aus ,,Gravity's Rainbow" -zu verwenden.
Bedingung: Romanelemente dürften nur ein Viertel der Gesamtfilmlänge
ausmachen. In Anbetracht von Umfang und Komplexität ein gewisses
Problem. Bramkamp behilft sich, indem er vor allem Pynchons Strukturprinzip
filmisch imitiert.
"Prüfstein 7" ist eine Art Doku-Fiction-Essayfilm
zur Geschichte der V2, wüst durch Raum, Zeit, Erzähl-
und Wirklichkeitsebenen mäandernd wie seine Vorlage und doch
von ihr relativ frei. Bianca (Inga Busch), bei Pynchon nur eine
erotische Episode seiner Hauptfigur Slothrop, hält als auktoriale
Erzählerin das Geschehen beisammen - mal ist sie Filmdiva,
Historikerin, US-Soldatin, Modell. In jedem Fall: Sie erzählt
- von der Odyssee des Soldaten Slothrop etwa, dessen Erektion die
V2-Einschläge in London antizipierte, oder vom Regisseur Fritz
Lang, dessen Filmrakete "Die Frau im Mond" von den Nazis
retuschiert wurde, um die Alliierten nicht auf Ideen zu bringen.
Sie zitiert. Inspiziert die Spuren der V2-Produktion in Peenemünde
und Nordhausen. Stellt den V2-Entwickler Wernher von Braun vor,
der später (gespielt von Peter Lohmeyer) die Rakete in einem
mörderischen Selbstversuch auf sich selbst zusteuert. Und sie
fragt. V2-Restaurateure in Birmingham etwa oder kuriose Neokelten.
Einiges davon ist Fiktion, manches Historie und alles ist nach einer
gewissen Phase phänomenologischer Neugier kaum mehr zu trennen.
Hierin liegt Brambergs eigentliches Problem. Bezieht der Roman seinen
Magnetismus vor allem aus der virtuosen Feinmaschigkeit seiner Querbezüge,
bleiben diese im filmischen Aneinander verschollen, weshalb Brambergs
ambitionierte Archäologie des V2-Mosaiks nach spätestens
einer Stunde, trotz schillernder Momente, nur noch ermüdet.
Als Bianca kurz vor Schluss fragt, ob es reiche, "alle Fakten
zusammen zu bringen, nur weil sie sonst immer getrennt sind",
hat "Prüfstein 7" längst geantwortet. Bramkamp
darf sich rühmen, als erster Regisseur an Pynchon gescheitert
zu sein.
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