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Presseartikel (TIP 13/2002)
Die Wunderwaffe
Auf den Spuren von V2 und Thomas Pynchon:
Robert Bramkamps experimentelle Film-Collage
Prüfstand 7
von Claus Löser
Bianca, die heimatlose Raketenfee, kehrt nach sechzig Jahren des
kosmischen Exils auf die Erde zurück . Am 3. Oktober 1942 war
sie in der Brennkammer der ersten erfolgreich von Peenemünde
aus ins All geschossenen "Wunderwaffe" V2 geboren worden.
Nun sucht sie zwischen Ostsee, Nordhausen und Bremen nach Vater
und Mutter, nach ihren Tanten und Geschwistern. Ihre Suche führt
sie mit Wissenschaftlern, Historikern und Schriftstellern zusammen.
Auch Slothrop taucht auf, der raketenfühlige Held aus Thomas
Pynchons legendärem Roman "Gravity´s Rainbow"
(Die Enden der Parabel). Zuletzt entschwindet Bianca in jene Sphäre,
der sie zu Beginn ihrer Reise entstiegen war: in den bilderlosen
Raum des Wettalls. "Dichte, Dichtung, Verdichtung, Vernichtung,
Vermischung, Entbindung. Es wird kein Reim draus", lautet das
nüchterne Credo am Ende des Films. Das Aufklärungsprojekt
scheitert, die Wüste der Entropie wächst.
Robert Bramkamp ("Die Eroberung der Mitte«) erweist sich
mit seinem an Alexander Kluge geschulten Dokumentar- und Spielfilmpuzzle
"Prüfstand 7" erneut als überaus intellektueller
deutscher Filmemacher. Ausgehend von den Metamorphosen des Raketen-Mythos,
untersucht er die damit verknüpften Hintergründe und Projektionen.
Sein Film ist grüblerisch und dabei dennoch ironisch, gedanklich
komplex und gleichzeitig voller kindlicher Spielfreude. Er stellt
eher Fragen, als dass er sich anmaßen würde, Antworten
zu geben (Kinostart: 27. Juni 2002). -
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